Nachbarschaft in Europa

Im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg gehören Aktivitäten und Begegnungen diesseits und jenseits der Grenzen selbstverständlich zum Alltag. Zur Arbeit und zum Tanken fährt man nach Luxemburg, dem wirtschaftlichen Motor der Region. Für den täglichen Bedarf orientiert man sich nach Deutschland, für das Besondere an Genuss und Savoir-vivre  eher nach Frankreich oder Luxemburg. Ein Teil der Familie wohnt hüben, Verwandte, Kollegen oder Freunde hat man wahrscheinlich auch drüben.
 Über Staatsgrenzen wächst der Wein einfach hinweg. Schon lange vor dem Krieg hatten Luxemburger ihre Weinberge auf der deutschen Seite der Mosel und umgekehrt. Auch Sprachbarrieren sind bei den Älteren kaum ein Problem. Lothringer, Luxemburger und Saarländer sprechen Moselfränkisch, was dem Luxemburgischen sehr verwandt ist. Die Jungen lernen die Sprache und Kultur der Nachbarn von Anfang an sowohl in Bildungseinrichtungen als auch im alltäglichen Zusammenleben kennen.

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Das Schengener
Abkommen

Am 14. Juni 1985 wurde auf dem Fahrgastschiff „M.S. Princesse Marie-Astrid” am luxemburgischen Moselufer das „Schengener Abkommen“ unterzeichnet. Es bezeichnet eine Vereinbarung zwischen Frankreich, Deutschland und den Benelux-Staaten, auf Grenzkontrollen an den Binnengrenzen dieser Staaten zu verzichten. Der kleine luxemburgische Grenzort steht seither für ein gemeinsames Europa ohne Grenzen.

Das Schengener Durchführungsabkommen

Am 19. Juni 1990 wurde mit dem „Schengener Durchführungsabkommen“ an gleicher Stelle ein zweites Abkommen unterschrieben, welches die konkrete Umsetzung des Übereinkommens in gesetzlicher und technischer Hinsicht festlegt. Mit dem Vertrag von Amsterdam, der am 1. Mai 1999 in Kraft trat, wurde der Schengener Besitzstand (“Acquis de Schengen”) in europäisches Recht überführt. Inzwischen haben sich dem Schengener Abkommen viele weitere EU-Staaten und zusätzlich Island, Norwegen, die Schweiz und Liechtenstein angeschlossen. Visa, die von einem Schengen-Mitgliedsstaat ausgestellt werden, sind im gesamten „Schengen-Raum” gültig.

Dreiländereck E.W.I.V.

Grenzüberschreitend mit gemeinsamen Zielen

Verstärkte, grenzüberschreitende Zusammenarbeit in den Bereichen Tourismus und Vermarktung - das ist das Ziel von 12 Gemeinden und Städten im Dreiländereck. Vertraglich wurde dies besiegelt in einer europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung (E.W.I.V.).

 

Bereits am 09.05.2019 haben die Bürgermeister der zwölf Gemeinden und Städte Apach (F), Contz-les-Bains (F), Dalheim (L), Merzig (D), Mettlach (D), Mondorf-les-Bains (L), Perl (D), Remich (L), Rettel (F), Rustroff (F), Schengen (L) sowie Sierck-les-Bains (F) anlässlich des Europatages eine gemeinsame Absichtserklärung zur verstärkten, grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Dreiländereck unterzeichnet.

Der Gründungsvertrag einer Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung (E.W.I.V) folgte einige Monate später am 17. Januar 2020 im Europamuseum in Schengen.

Durch eine engere Zusammenarbeit sollen sich die touristischen Chancen erhöhen. Des Weiteren wird ein Zusammenwachsen der Region angestrebt. Als mögliche Maßnahmen der Zusammenarbeit wurden u.a. regelmäßige Arbeitstreffen der verantwortlichen Akteure aus den Bereichen Tourismus- und Öffentlichkeitsarbeit, die Entwicklung eines gemeinsamen Logos, die Erstellung gemeinsamer Medien (Internetseite, Flyer etc.) zur Vermarktung sowie die Umsetzung gemeinsamer touristischer Projekte festgelegt. Um diese Zusammenarbeit zu erleichtern und den rechtlichen Rahmen zu schaffen, wurde unter dem Titel "Dreiländereck E.W.I.V." eine Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung gegründet. Im Rahmen dieser Interessenvereinigung sollen die zukünftige Zusammenarbeit erleichtert und Themen wie Förderanträge, Finanzierung und Projektumsetzung strukturiert bearbeitet werden.

 

Aktuelle Projekte

Mit einem gemeinsamen, grenzüberschreitenden Wanderweg wurde bereits ein erstes Projekt umgesetzt. Bestehende Wanderwege auf deutscher, französischer und luxemburgischer Seite wurden zu einem 33 Kilometer langen Wandererlebnis rund um das Dreiländereck zusammengefasst, dem Moselle³ Trail. Gäste und Einwohner haben mit diesem Rundweg zukünftig die Möglichkeit, das grenzenlose Dreiländereck in einer Ein-, Zwei- oder Dreitageswanderung kennenzulernen. In der Umsetzungsphase befinden sich ebenso verschiedener Werbemedien und eine eigene Internetseite. Unter dem neuen Label « i³ » soll insbesondere ein grenzüberschreitender Veranstaltungskalender den Austausch in der Region weiter verbessern.

Europäisches
Kulturerbe-Siegel

 Schengen erhält Kulturerbe-Siegel
Der Moselort gegenüber von Perl wurde 2018 ausgezeichnet, weil er die Ideale und Werte, die Geschichte und die Integration Europas verkörpert.
 
Kurz vor der Auftaktveranstaltung des Europäischen Jahres des Kulturerbes 2018 hat die unabhängige Jury neun historische Stätten, die die Ideale und Werte, die Geschichte und die Integration Europas verkörpern, für das Europäische Kulturerbe-Siegel nominiert. Schengen ist der erste luxemburgische Ort, der mit dem Siegel ausgezeichnet wurde. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde auch der tatsächliche Dreiländerpunkt in der Mosel mit einer Markierungsboje als Symbol ausgewiesen. 

Das Europäische Kulturerbe-Siegel (englisch European Heritage Label, französisch Label Patrimoine Européen) ist eine staatliche Auszeichnung für Kulturdenkmale, Kulturlandschaften oder Gedenkstätten, die auf europäischer Ebene als bedeutend erachtet werden. Sie entstand 2006 aus einer zwischenstaatlichen Initiative europäischer Staaten und wurde 2011 in eine EU-Initiative mit aktualisierten Kriterien umgewandelt.

Der EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, Tibor Navracsics, erklärte: „Die Europäische Union gründet sich auf Werte wie Frieden, Freiheit, Toleranz und Solidarität. Diese Werte dürfen nicht als selbstverständlich betrachtet werden – wir müssen uns Tag für Tag für sie einsetzen. Alle Stätten, die das Europäische Kulturerbe-Siegel tragen, fördern diese Werte und erinnern uns an all jene Menschen, die für die Werte und ihren Schutz gekämpft haben. Ich freue mich, dass wir diese neun Stätten im Europäischen Jahr des Kulturerbes 2018 zu der Liste hinzufügen können.“