Erinnerungsorte, Mahnmale und Denkmäler

Entdecken Sie im Brennglas des Saar-Mosel-Grenzraums die jüngste Vergangenheit!

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Spuren der Weltkriege im Saar-Mosel-Grenzraum

Der Nationalismus Ende des 19. Jahrhunderts und die deutsche Aggressions- und Vernichtungspolititk in der ersten Häfte des 20. Jahrhunderts rissen Lebenszusammenhänge im Dreiländereck radikal auseinander. Unrecht, Verbrechen, Schuld und Leid schlugen tiefe Wunden.

 

Im heute grenzenlosen Dreiländereck, dem Saar-Mosel-Grenzraum zwischen Deutschland, Frankreich und Luxemburg, gab es seit jeher Bindungen und Verbindungen jenseits territorialer oder nationalstaatlicher Grenzen. Eine gemeinsame Sprache, das Moselfränkische, eine gemeinsame Vergangenheit und ein gemeinsamer christlicher Glauben verbanden über die Zeitläufte hinweg. Doch mit dem erstarkenden Nationalismus am Ende des 19. und der nationalsozialistischen Aggressions- und Vernichtungspolitik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Lebenszusammenhänge im Dreiländereck radikal auseinandergerissen, und Unrecht, Verbrechen, Schuld und Leid schlugen tiefe Wunden.

Es ist heute schon fast vergessen, dass Deutsche und Franzosen sich einmal als „Erbfeinde" betrachteten. Das Verhältnis zwischen Franzosen und Deutschen hat sich nach dem letzten Weltkrieg grundlegend verändert. Die Beziehungen zu unseren luxemburgischen Nachbarn, deren kleines Land unter den Deutschen sehr litt, haben sich tiefgreifend verbessert. Dies ist den zahllosen kleinen, wie großen Bemühungen um Versöhnung und Völkerverständigung, um Freundschaft und partnerschaftliche Zusammenarbeit zu verdanken.

Mit den ersten Schritten zur Aussöhnung zwischen den einst verfeindeten europäischen Nachbarn und der darauf aufbauenden Vereinigung Europas wurde der Grundstein für eine beispiellose Friedensperiode auf dem europäischen Kontinent gelegt. Frieden erscheint heute als selbstverständlich und wird deshalb oft nicht angemessen gewürdigt. Die Erinnerungsorte, Mahnmale und Denkmäler in der Gemeinde Perl halten die Erinnerung an Krieg und Unrecht bewusst wach. Sie rufen uns zum beherzten Einsatz für Frieden und Recht auf, im Kleinen wie im Großen.

Höckerlinie

Westwall, Orscholzriegel und Höckerlinie

 In der Gemeinde Perl hat der Westwall bis heute sichtbare Spuren hinterlassen. Der sogenannte Orscholzriegel als Teil des Westwalls im Dreieck zwischen Saar und Mosel verläuft vom Perler Ortsteil Nennig an der Mosel bis zur Saarschleife bei Orscholz.

Der Westwall war ein über 630 km langes militärisches Verteidigungssystem aus der Zeit des Nationalsozialismus, das aus mehr als 18.000 Bunkern, Stollen sowie zahllosen Gräben und Panzersperren bestand. Er verlief von Kleve an der niederländischen Grenze südwärts bis nach Grenzach an der Grenze zur Schweiz.
 

Das nationalsozialistische Regime ließ ihn in den Jahren zwischen 1938 und 1940 als Vorbereitung für den 1939 vom Dritten Reich begonnenen Angriffskrieg errichten und verfolgte damit neben militärischen auch propagandistische Ziele.

In der Gemeinde Perl hat der Westwall bis heute sichtbare Spuren hinterlassen. Der sogenannte Orscholzriegel als Teil des Westwalls im Dreieck zwischen Saar und Mosel verläuft vom Perler Ortsteil Nennig an der Mosel bis zur Saarschleife bei Orscholz. Er wurde in den Jahren 1939 und 1940 erbaut und umfasste 75 Bunkeranlagen sowie 10,2 Kilometer Panzerhindernisse in Form von Höckerlinien. Als Ergänzung der bestehenden Westwall-Bunker entlang der Saar sollte er die Nachschubwege des geplanten Westfeldzugs gegen Frankreich sichern und einen französischen Angriff auf Trier verhindern. Eine ganze Reihe von Bunkeranlagen des Orscholzriegels sind vollständig, teilweise oder zerstört erhalten. Zugänglich ist eine von ihnen im Perler Ortsteil Sinz, wo aus privater Initiative das Westwallmuseum Sinz in einem restaurierten Gruppenunterstand entstanden ist.

Reste der Panzersperren, der sogenannten Höckerlinie, sind südlich der Kirche im Perler Ortsteil Tettingen-Butzdorf unmittelbar neben einem Feldweg zu sehen. Die Linie der Panzerhindernisse durchzog die Gemeinde Perl von West nach Ost und sollte die offenen Geländeabschnitte zwischen den Wäldern für Fahrzeuge und Panzer versperren. Ein über ein Kilometer langer, besonders gut erhaltener Abschnitt der Höckerlinie wurde in Orscholz freigelegt und durch den Höckerlinienweg eindrucksvoll begehbar gemacht.

Da die Einwohner während der Bauzeit des Orscholzriegels kriegsbedingt evakuiert waren, war die Überraschung bei ihrer Rückkehr Mitte 1940 groß. Teilweise waren Bunker in ihre Gärten gebaut worden, und die Höckerlinien zerschnitten die Felder der Landwirte. Nachdem man sich mit den Bunkern langsam arrangiert hatte, erwies sich deren Nähe im weiteren Kriegsverlauf als verhängnisvoll für die Dörfer und Menschen im Saargau und im Dreiländereck.

Zwischen November 1944 und Februar 1945 war der Bereich des Orscholzriegels Schauplatz schwerer Kämpfe. Nach dem Ende der letzten deutschen Offensive an der Westfront wurden eine US-Infanteriedivision und eine US-Panzerdivision an die Saar-Mosel-Front verlegt. Die deutschen Bunkerbesatzungen wollten sich nicht ergeben, woraufhin die US-Truppen begannen, auf 15 km Frontbreite den Orscholzriegel unter pausenlosen Granatenbeschuss zu legen. Diese Offensive ist auch als „Hölle am Orscholzriegel" bekannt. Am 19./20. Februar 1945, nach monatelangen, erbitterten Kämpfen, durchbrach die US-Army den Westwall an dieser Stelle. Viele Tote, zerstörte Dörfer, verminte, mit Munitionsresten kontaminierte Landstriche und eine Kraterlandschaft blieben zurück.

Die Kämpfe zwischen den Alliierten und der Wehrmacht forderten tausende Menschenleben auf beiden Seiten. Ein Teil dieser Kriegsopfer wurde auf der Kriegsgräberstätte Besch bestattet. An die Opfer der erbitterten und verlustreichen Kämpfe am Orscholzriegel im Winter 1944/45, insbesondere an die Gefallenen der 94. US-Infanterie Division, erinnert das Monument of Peace, das Deutsch-Amerikanische Friedensdenkmal an der B 406.